Was macht man wenn man einen halbwegs aktuellen 17″er sucht mit mattem Full HD Display, aber keine 3000€ für ne Workstation über hat? Richtig, man kauft sich ein Dell Inspiron 17R 7720 Special Edition.
Ausstattung:
- Intel Core i7-3630QM (4×2,4Ghz 8Threads)
- 8Gb DDR3 RAM
- nVidia Geforce GT650M (2Gb) switchable mit Intel HD Graphics 4000
- 17” Full HD LED Panel (matt)
- Seagate Momentus XT Hybrid Festplatte
- Backlit chiclet style Keyboard mit Numblock
- 4x USB 3.0
- HDMI
- Kopfhörer und Mikrofon Buchsen (separat)
- SD-Card Reader
- Webcam
- Bluetooth
- N-WLAN
Eingabegeräte:
Das 6-reihige chiclet-style Keyboard lässt sich relativ angenehm schreiben, biegt sich allerdings relativ leicht durch und man hat auf den Tasten keinen Halt und kein Gefühl dafür ob man die Taste jetzt getroffen hat oder nicht. Leider absolut nicht vergleichbar mit Thinkpad Tastaturen, welche durchgängig einen wesentlich größeren Hub und einen deutlicheren Anschlag aufweisen.
Das Layout ist in Ordnung, nach kurzer Eingewöhnung lassen sich die meisten Tasten präzise treffen, das Feedback ob man jetzt allerdings mittig auf der Taste ist oder am Rand fehlt völlig, obwohl die Oberfläche der Tasten leicht konkav ist. Des Weiteren sind die Tasten erstaunlich rutschig, wenn man die Taste leicht außerhalb der Mitte drückt kann es passieren dass man beim schnelleren Tippen auf der Taste selbst verrutscht.
Im Gegensatz zu den aktuellen Lenovo Thinkpads gibt es hier aber einen integrierten Nummernblock, was für mich persönlich und sicherlich auch für alle die ihn häufiger nutzen ein dicker Pluspunkt ist.
Die Zusatzbelegung der F-Tasten ist leider nicht sehr sinnvoll ausgewählt, so ist hier zum Beispiel die Taste für die Tastaturbeleuchtung auf F6, da die Tasten nicht in Blöcken angeordnet sind, sondern in einer einfachen Reihe mit immer gleichem Abstand sind diese blind oder im Dunkeln absolut nicht zu identifizieren.
Die Pfeiltasten sind leider so verkrüppelt dass sie nahezu unbrauchbar sind, die hoch- und runter Tasten sitzen direkt beieinander und sind nicht klar voneinander abgetrennt. Eine rechte Windows-, Fn- oder gar eine Menütaste sucht man vergebens.
Das einzig Positive an der Tastatur ist die Beleuchtung, diese blendet nicht und beleuchtet doch kräftig genug um die Tasten sicher identifizieren zu können.
Das Touchpad ist angenehm groß, gut zu bedienen und ziemlich präzise. Der Treiber sorgt dafür dass sich bei einer schnelleren Bewegung die Maus nicht proportional zur zurück gelegten Strecke auf dem Touchpad bewegt, sondern exponentiell. Ob man das mag oder nicht muss wohl jeder selbst entscheiden, ich persönlich halte es für extrem sinnvoll bei der Strecke die auf dem Full HD Display zurückgelegt werden muss. Ohne diese Funktion wäre man ständig damit beschäftigt übers Touchpad zu wischen bis man am anderen Ende des Displays angekommen ist. Die Tasten unterhalb des Touchpads fallen angenehm groß aus, haben jedoch ein sehr billiges Feeling, praktisch ohne Hub. Dafür funktionieren sie aber auch wenn man sie ganz am Rand drückt.
Display:
Das matte 17“ Full HD Display gefällt mir rein subjektiv sehr gut. Die Blickwinkel sind erstaunlich gut, die Helligkeit geht in Ordnung, die Ausleuchtung ist ziemlich gleichmäßig und die matte Oberfläche verhindert Spiegelungen sehr zuverlässig. Farben werden sehr schön kräftig wiedergegeben, ohne dass es übertrieben wirkt. Nach dem ich das Display mit dem Spyder2Express von Colorvision kalibriert habe verbessert sich die Darstellung nochmals erheblich.
Zum Vergleich habe ich mal einige der Standard Bilder die bei Windows 7 mitgeliefert werden abfotografiert.
Anschlüsse/Aufrüstung:
Die 4 USB 3.0 Anschlüsse sind auf beide Seiten des Notebooks verteilt, zwei direkt beieinander auf der linken Seite, die anderen beiden auf der rechten Seite, jeweils eine links und rechts des DVD Brenners. Links des Lüftergitters findet man den VGA Anschluss, sowie die Netzteilbuchse, direkt rechts davon den HDMI Anschluss. Ganz vorne auf der linken Seite sitzen dann noch die beiden Buchsen für Kopfhörer und Mikrofon. An der Vorderseite befinden sich lediglich die Status LEDs und der SD-Card Reader. Auf der rechten Seite, neben den USB Buchsen, der DVD Brenner, die RJ45 Buchse für Gigabit LAN und ein Kensington Lock. Auf Anschlüsse auf der Rückseite hat man verzichtet, diese wären auch nicht nutzbar, da aufgrund der Scharnierkonstruktion die Rückseite verdeckt wird. Dort findet lediglich der Akku Platz.
Auf der Unterseite findet man eine einzige große Serviceklappt, darunter findet man die beiden (!) 2,5“ HDD Slots, sowie einen Slot für eine mSATA SSD, zwei RAM Slots und den Slot für die WLAN Karte. Sollte man also mehr Speicherplatz brauchen ist eine Aufrüstung auf jeden Fall im Handumdrehen gemacht.
Gehäuse:
Das Gehäuse wirkt alles in allem recht hochwertig, es biegt sich nirgendwo merklich durch, die Kunststoffteile fassen sich sehr gut an und es knarzt auch nirgends. Die massiven Metallscharniere halten den schweren 17“ Deckel sicher in Position, lassen allerdings keinen allzu großen Öffnungswinkel zu. Beim Schließen muss man allerdings darauf achten dass man den Deckel vorsichtig schließt, die Scharniere schließen auf den letzten Zentimetern so kräftig dass man Angst haben muss sich die Finger zu quetschen.
An hochglänzenden Oberflächen wurde gottseidank kräftig gespart, warum man allerdings die Zwischenräume der Tastatur hochglänzend ausgeführt hat ist mir ein absolutes Rätsel. Gerade dort landet doch jeder Dreck, jedes Haar und zahlreiche Fingerabdrücke. Hier hätte man durchaus ein bisschen mehr mitdenken können und nicht einfach die Tastatur aus den anderen Consumer Modellen übernehmen müssen.
Was mir sehr positiv ins Auge sticht ist der gummiartige Rahmen rund um das LCD Bezel, welcher im geschlossenen Zustand das Notebook komplett gegen Eindringen von Staub und kleineren Gegenständen in den Zwischenraum von Display und Tastatur schützt, ein Feature was ich mir auch an so manchem Thinkpad wünschen würde!
Eine weitere Besonderheit bei diesem Dell Laptop ist dass man die LCD Cover sehr leicht wechseln kann und diese in verschiedenen Varianten nachbestellbar sind. Hierfür gibt es an der Rückseite des Displaydeckels einen Schieber, der das LCD Cover in der Mitte anhebt, so dass es mit kräftigem Ziehen abgehoben werden kann.
Im Gegensatz zu vielen anderen günstigen 17“ern ist das Inspiron erstaunlich steif und biegt sich kaum durch, dies wird aber durch relativ hohes Gewicht und ein insgesamt dickes Gehäuse erkauft. Lediglich der Deckel könnte etwas steifer sein.
Multimedia:
Das integrierte Soundsystem mit mehreren Lautsprechern und einem „Subwoofer“ klingt nicht schlecht für ein Notebook, mehr aber auch nicht. Die Wiedergabe von FullHD Videos stellt wie zu erwarten weder auf dem internen Display, noch auf einem über HDMI angeschlossenen Fernseher ein Problem dar.
Die Webcam ist in Ordnung, kommt aber mit hohen Kontrasten leider absolut nicht zurecht. Helle Bereiche sind ausgefressen, dunkle rauschen sehr stark. Für einfache Videokonferenzen oder Skype ist die Webcam aber durchaus zu gebrauchen. Die von Dell zur Verfügung gestellte Software bietet allerdings durchaus ausreichende Einstellungsmöglichkeiten um die Kamera den Umgebungsvariablen anzupassen.
Leistung, Laufzeit, Emissionen:
Die Leistung der CPU ist ziemlich brachial, mit 8 Threads ist diese kaum in die Knie zu zwingen. Die GPU ist auch ziemlich weit vorne mit dabei. Da von beidem ziemlich starke Komponenten verbaut sind ist die Kühlung leider ziemlich schnell überfordert und das Throttling setzt ein. Wird allerdings nicht beides gleichzeitig stark belastet tritt diese Problem nicht so stark in den Vordergrund und man kann ungestört damit arbeiten. Die Lautstärke der Kühlung ist durchaus im Rahmen, auf höchster Stufe ist diese zwar deutlich hörbar, aber nicht störend. Die GPU pendelt sich unter Volllast irgendwo knapp oberhalb 80°C ein, die CPU irgendwo um 70°C. Die Handballenauflage erwärmt sich leider mit der Zeit merklich, dies wirkt irgendwann leicht störend und man fängt an der linken Hand an zu schwitzen.
Die ganze Leistung fordert ihren Tribut, nicht nur bei der Wärmeemission, sondern auch bei der Akkulaufzeit. Der 48 Wattstunden Akku ist im Windows Profil „Ausbalanciert“ mit voller Display Helligkeit nach ca. 3,5-4h leer, und das bei ausschließlich leichter Office Tätigkeit ohne Flashvideos, CAD oder andere Hardwareintensive Anwendungen.
Fazit:
Beim Dell Inspiron 17R SE 7720 handelt es sich um einen der wenigen bezahlbaren 17“ Laptops mit einem matten FullHD Display und Intel CPU. Das Gehäuse ist für den Preis in Ordnung, die Eingabegeräte lassen leider zu wünschen übrig und die Laufzeit ist in Anbetracht der verbauten Komponenten durchaus in Ordnung.
Wenn man auf der Suche ist nach einem 17“er um 1000€ handelt es sich hier wohl um die beste Wahl die man treffen kann, zumal es bei Dell auch die Option auf ein 3 Jahre Business VOS Paket für unter 200€ gibt.